Wie sich Deutschland den Herausforderungen durch den Klimawandel stellt
Mit mehreren Strategien für Politik, Wirtschaft und Wissenschaft stellt sich die Bundesrepublik Deutschland den Herausforderungen durch den Klimawandel und den internationalen Klimazielen. Das Land begreift diese Herausforderungen auch als Chance für die Wirtschaft, mit innovativen, nachhaltigen Technologien international einen Beitrag zur Verbesserung der Situation zu leisten.
Das Bundeskabinett hat im Jahr 2016 den Klimaschutzplan 2050 beschlossen. Dieser hat in Einklang mit dem Pariser Abkommen die weitgehende Treibhausgasneutralität Deutschlands bis zum Jahr 2050 zum Ziel.
Das Land hat sich dabei verschiedene Sektorziele gestellt, etwa im Bereich der Energiewirtschaft, der Industrie und dem Verkehr. Im Energiesektor wurde mit der eingeleiteten Energiewende bereits vieles erreicht. Der Anteil erneuerbarer Energien steigt kontinuierlich, der Ausstieg aus der Kohle ist absehbar. Erneuerbare Energien und Energieeffizienz werden künftig Standard für Investitionen sein.
Auch beim Bauen ist das Ziel nahezu klimaneutralen Gebäudebestand. Das wird über hohe Standards bei Neubauten, Strategien bei der Sanierung des Bestands sowie durch die Abkehr von fossilen Heizungssystemen geschehen.
Die Nationale Plattform Zukunft der Mobilität (NPM)
Im Bereich Verkehr besteht eine eigene Nationale Plattform Zukunft der Mobilität (NPM) als zentraler Ort, an dem die Zukunft des Mobilitätsbereichs diskutiert wird. Angesichts des tiefgreifenden Wandels im Mobilitätssektor soll diese Initiative aus Expertinnen und Experten unterschiedlicher Fachrichtungen die zentralen Entwicklungen beobachten und Handlungsempfehlungen an die Bundesregierung richten.
In insgesamt sechs Arbeitsgruppen setzt sich die NPM mit Themen des Klimaschutzes im Mobilitätsbereich, der Elektromobilität und der Digitalisierung des Verkehrssektors auseinander. Zudem gehören Fragen Verknüpfung des Verkehrssektors mit dem Energiesystem und die Standardisierung technologischer Komponenten im Verkehrsbereich zu den Aufgaben der Plattform.
Motor der Innovation: Universitäten und Forschungsprojekte
Universitäten und private Forschungsinstitute arbeiten auf unterschiedlichen Fachgebieten an innovativen Lösungen für eine klimafreundliche Zukunft.
An der Universität Hamburg etwa beschäftigt sich das Exzellenzcluster „Climate, Climatic Change and Society“ auf interdisziplinäre Weise mit dem Klimawandel. Dabei steht sowohl die Grundlagenforschung zum Klimasystem als auch die Wechselwirkungen von Mensch und Umwelt im Fokus. Ziel ist es, mögliche Zukunftsszenarien für die Entwicklung des Klimas zu erörtern, um der Politik verlässliche Informationen als Grundlage für Entscheidungen geben zu können.
Das Leibniz Institut für ökologische Raumentwicklung (IÖR) untersucht Umweltrisiken, die durch den Klimawandel hervorgerufen werden und Städte bedrohen. Neben der Risikoanalyse stehen dabei auch Strategien des Risikomanagements und der Risikogovernance sowie Regelungsvorschläge für rechtliche Instrumente der Risikovorsorge im Mittelpunkt.
Am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) beschäftigt sich das KIT-Zentrum „Klima und Umwelt“ mit den Folgen des Klimawandels und Möglichkeiten, diesem beizukommen. Der Arbeitsbereich „Urbane Systeme und Stoffstrommanagement“ widmet sich insbesondere dem umweltschonenden Ressourcenmanagement. Dieses umfasst die Stoff- und Energieflüsse genauso wie das Flächenmanagement und die Stadtplanung, die öffentliche Gesundheit sowie die Ökosystemdienstleistungen.
Ziel des Forschungsbereichs ist es, die Wechselwirkungen natürlicher und gesellschaftlicher Prozesse im städtischen Umfeld zu erforschen. Durch die Entwicklung von nachhaltigen Entwicklungskonzepten und von geeigneten technischen und methodischen Instrumenten trägt die Forschung dazu bei, urbane Systeme gegen die Folgen des Klimawandels und gegen Naturkatastrophen zu wappnen und von Menschen verursachte Umweltbelastungen zu mindern.
Das KIT betreibt auch das Forschungs- und Entwicklungsprojekt „Quartier Zukunft – Labor Stadt“. Das Projekt will ein ganzes Stadtquartier und seine Menschen für die Zukunft rüsten. Dabei steht vor allem eine nachhaltige Stadtentwicklung im Mittelpunkt. Es geht nicht um die komplette Neuplanung eines ganzen Viertels, sondern um eine behutsame Entwicklung. Dabei sollen Bürgerschaft, Wissenschaft, Politik und Privatwirtschaft gemeinsam Ideen entwickeln. Eingeladen zum Mitmachen sind alle: Vereine, Unternehmen, Schulen und Initiativen.
Die „Morgenstadt-Initiative“ der Fraunhofer-Gesellschaft sucht gemeinsam mit Partnern aus Industrie und Kommunen nach Lösungen für die Stadt der Zukunft. Dabei geht es um vernetzte Technologien, neue Geschäftsmodelle, flexible Prozesse und eine sozio-ökologische Integration.
Geforscht wird an Innovationsfeldern wie intermodalen Verkehrskonzepten, hybriden Energiesystemen oder intelligenten Wasserversorgungssystemen. Auch die Verwendung von stadtbezogenen Daten wird untersucht, etwa wenn es darum geht, Aussagen über die Nutzung öffentlicher Räume zu treffen. Wie bei einem Baukasten sollen Städte die Systemlösungen des Projekts passgenau für ihre Problemfelder für sich herausgreifen können.
Von der Forschung in die Praxis: die Hightech-Strategie 2025
Mit der Hightech-Strategie 2025 der Bundesregierung soll dieses Wissen zur Wirkung gebracht werden. Sie hat zum Ziel, die Innovationen zu den Menschen zu bringen. Im Bereich Nachhaltigkeit, Klimaschutz und Energie geht es dabei vorranging um den Übergang zu einer ressourceneffizienten Kreislaufwirtschaft.
Im Bereich Stand und Land liegt der Fokus auf er Siedlungsentwicklung. Strukturschwache ländliche Regionen sind von Abwanderung betroffen, während in den prosperierenden Großstädten das zunehmende Bevölkerungswachstum neue, auch infrastrukturelle, Herausforderungen des Zusammenlebens mit sich bringt.
Die Innovationsplattform Zukunftsstadt und die Gemeinschaftsinitiative Nationale Stadtentwicklungspolitik dienen dazu, Lösungen auszutauschen sowie die Finanzierung für eine nachhaltige Stadtentwicklung zu koordinieren. Die Bundesregierung möchte somit ressourceneffiziente Orte schaffen. Nachhaltige Stadt-Land-Beziehungen und eine regionalen Kreislaufwirtschaft sind dabei genauso wichtig wie die Nutzung digitaler Technologien im städtischen und ländlichen Raum.
Autor: Jiří Hönes, Moskauer Deutsche Zeitung